Wo kommst Du ‘wech’?
… sagt man dort, wo ich herkomme. Vor mittlerweile einiger Zeit – nämlich Anfang der 80er – verschlug es mich vom sogenannten ‘platten Land’ aus dem Norden Nordrhein-Westfalens zu meiner Wahlheimat Hamburg Eimsbüttel.
Ausbildung, Studium und Erkenntnisse im Zivildienst
Ich wollte damals unbedingt an der interdisziplinären ‘Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) in Hamburg studieren, was aber mit Fachabitur und Kaufmannslehre trotz guter Noten auf Grund der hohen Bewerberzahlen nur nach Wartezeit möglich war. Um diese möglichst sinnvoll zu verbringen, absolvierte ich also schnell noch ein Substitutenjahr und wurde Filialleiter in Hamburg Wilhelmsburg.
Zum Glück erhielt ich dann aber schnell die Zulassung zum Studium der Sozialökonomie an der HWP. Dort machte man typischerweise 2 Diplome, ich zunächst den Diplom-Volkswirt. Danach holte mich erst einmal die Verpflichtung zum Zivildienst aus dem Studium.
Als Rettungssanitäter in der Leitstelle und ‘auf dem Bock’ lernte ich die Stadt und die Menschen kennen. Vor allem aber lernte ich dort, wie wichtig soziale Berufe sind, und dass diese niemals wirklich gut und nachhaltig von privatwirtschaftlichen Firmen organisiert werden können. Arbeit, die betriebswirtschaftlich, also gewinn-orientiert organisiert ist, hat ein anderes Ziel als die Gesundheit von Menschen. Gewinn-Orientierung ist immer eine Fehlorientierung, wo der eigentliche Sinn eines Unternehmens sozialen Zwecken dienen soll.
Einmal wirklich über den Tellerrand schauen
Bevor ich nach Ableistung meiner Zivildienst-Pflichten das Studium fortsetzte, beschloss ich – wie viele damals – die Gelegenheit der Unterbrechung konstruktiv zu nutzen und 9 Monate im Ausland – in meinem Fall Spanien – zu verbringen.
Durch weitgehende Meidung meiner Landsleute und andere ergänzende Umstände lernte ich Spanisch dann recht fließend. Zudem recherchierte ich intensiv gesellschafts- und wirtschaftspolitische Zusammenhänge im Kontext der Europäischen Union. Wieder zurück an der HWP in Hamburg durfte ich mit dem interdisziplinären Projekt “Soziale Dimension des EU-Binnenmarktes” unter Leitung der Professoren Dr. Ulrich Zachert (†, legendär sein enzyklopädisches Wissen im Arbeitsrecht, seine Freundlichkeit und seine didaktischen Fähigkeiten) und Prof. Dr. Alfred Oppolzer (der mich lehrte, mindestens zweimal hinzuschauen, bevor ich ein Urteil über meine Mitmenschen fälle) den Diplom-Sozialökonom abschließen.
Selbständigkeit heißt: ‘selbst’ und ‘ständig’
Nach kurzer Orientierungsphase als Lehrbeauftragter an der HWP, in der ich Promotion und universitäre Karriere für mich ausschloss, erhielt ich die einmalige Chance, zusammen mit 2 weiteren Gesellschaftern ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Ich wurde auch Gesellschafter-Geschäftsführer unserer
‘positronic beam service GmbH‘.
11 Jahre lang stellten wir just-in-time mit einem guten Dutzend Angestellter hochpräzise patientenspezifische Strahlungsabsorber für die Krebstherapie her.
Frei vom Strahlentherapeuten und/oder Medizinphysiker modellierte Pyramidenstümpfe aus einer Zinn-Wismuth-Blei-Legierung, montiert auf speziellen Kunststoff-Platten, später auch gefräste Strahlenkompensatoren, reisten über Nacht in jeden Winkel der Bundesrepublik und nach Ende der Therapie auch wieder zum Recyceln ( ! ) zu uns zurück.
Ein Auftrag – bis 15:00 Uhr per Daten-Fernübertragung bei uns abgegeben (um die Jahrtausend-Wende war das noch ‘IT-Hightech’) – landete am nächsten Morgen beim Auftraggeber in ganz Deutschland bis in den tiefsten Süden punktgenau und zu definierter Uhrzeit auf dem Schreibtisch. Ein abwechslungsreiches, intensives aber auch verantwortungsreiches und anspruchsvolles Projekt, bei dem nur das einzigartige Konzept ermöglichte, gegen Großkonzerne wie Siemens und Elekta zu überleben.
Zunächst fast nur ein ‘Abfall’-Produkt aus unserer selbstentwickelten Produktions-Software, entwickelten wir dann zur Produkt-Diversifikation auch Verifikations-Softwaretools für unsere Kund*innen, die Medizin-Physiker*innen der Bundesrepublik.
Leben ist Veränderung
Die Produkt-Alternativen der Marktgiganten (zwar nicht besser aber mit mehr Marktmacht im Marketing) erschwerten uns dann aber doch zunehmend das Leben und – wer rastet, rostet.
Also bildete ich mich weiter und gründete mein eigenes, kleines, lokal aktives Unternehmen ‘4you-solutions‘, mit dem ich Klein- und Mittelständischen Unternehmen oder Vereinen und Initiativen im Web- und Social Media-Bereich unter die Arme greife – die Erweiterung meines Dienstleistungs-Portfolios um die Tätigkeit als benannter Datenschutz-Beauftragter war da früher oder später auch naheliegend. Diese Tätigkeit übe ich zur Zeit als Angestellter eines Sozialen Trägers in Hamburg aus.
Eines fließt ins Andere – Projekte, Politik, privates Engagement
Mittlerweile habe ich mich mit diesen Tätigkeiten auf die Betreuung mehrerer Websites und Social Media Kanäle von Sozialen Beschäftigungsträgern sowie Parteigliederungen und Fraktionen der Partei DIE LINKE. konzentriert. Berufliche Tätigkeiten im gesellschaftspolitischen Raum machen allgemein die Grenzziehung zwischen privatem und beruflichem Engagement trotz Fokussierung nicht immer leicht.
Mit meinem Engagement versuche ich
– nicht nur für meine eigenen Kinder –
die Welt ein kleines bisschen besser zu hinterlassen – und überregionale Themen wie Gute Arbeit, Klimawandel und Wohnungsnot mit meinen beruflichen Tätigkeiten und mit den bezirklichen Anliegen der Menschen in Eimsbüttel zu verbinden. Im Mai 2019 wählten mich die Eimsbütteler*innen als einen ihrer kommunalen Interessenvertreter in die Bezirksversammlung Eimsbüttel (Fraktion DIE LINKE, deren Geschäftsführer ich auch bin).
Eimsbüttel im Januar 2020
Roland Wiegmann
Gefordert sind nicht Probleme, sondern Lösungen.